1. April 2010

Rajasthan

Hallo,

es folgt der zweite Teil der Reise. Diesmal nur mit einem kurzen Text, versprochen.

Uns geht es gut, bei Laura am Institut ist es im Moment noch recht locker, da sie nur einen Kurs hat. Niewos Büro, das sich während der fünf Wochen um die Visaangelegenheiten kümmern sollte, meinte als er vorbeikam: „Honestly, wie did nothing“. Hmmm, langsam alles doch sehr ärgerlich. Erstens will man ja was zu tun haben und zweitens fehlt das Geld (sie zahlen bisschen besser als das alte Büro). Naja, im Moment ist erstmal abwarten angesagt. Es gibt noch ein, zwei andere Möglichkeiten, aber mal sehn. Und dann wäre ja auch noch die Variante als Reiseagent was zu machen.

Ansonsten fahren wir an den Wochenenden wieder fleißig durch die Gegend.

Dieser Teil der Reise war ein wenig anders als der erste. Zusammen mit Lauras Eltern, Konrad und Andrea fuhren wir 16 Tage durch Rajasthan, dem Wüstenstaat Indiens. Wir hatten einen privaten Fahrer und die Hotels und Guides vor Ort schon vorher gebucht (bei der Reiseagentur, für die Niewo dann vielleicht bald arbeitet). War natürlich deutlich entspannter. Und vor allem für Lauras Eltern viel besser. Indien-Neulinge hätten wohl den ersten Teil unserer Reise so nicht überlebt :-)

Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat: hier


Durch die anderen haben wir erstmal wieder mitbekommen, wie krass eigentlich alles ist. Wir selber haben sozusagen wieder alles mit neuen Augen gesehen...

Je weiter wir Richtung Pakistan kamen, desto weniger Grün und dafür mehr Sand bestimmten das Bild. Autos wichen mehr und mehr Kamelen (eigentlich Dromedare, aber alle sprechen von „camels“). Meist sahen wir einzelne Kamele als Zugtiere, aber auch ganze Herden mit mehreren dutzend Tieren als Lederlieferant. Cool waren die geometrischen Muster, die den Kamelen mit dem Rasierer oder scharfen Messer ins Fell rasiert werden...

Ganz kurz was zur Geschichte Rajasthans (bisschen aus Wiki kopiert):

Rajasthan heißt „Land der Könige“, ist ungefähr so groß wie Deutschland und hat 65 Mio. Einwohner. Arabische Eroberungszüge im 8. Jhd. brachten den Islam nach Nordindien. Die Herrscher gründeten im 16. Jahrhundert das Mogulreich, das für rund 200 Jahre zur bestimmenden Kraft des Nordens wurde und bis 1857 Bestand hatte. Aus dieser Zeit stammen also die zahlreichen Paläste, die wir gesehen haben.

Zur Zeit der britischen Herrschaft gab es Gebiete, denen die Briten Autonomie unter lokalen Fürsten (Maharajas, aber auch Sultane) zuge- standen hatten. Diese etwa 600 (!!) Fürstenstaaten, die insgesamt zwei Drittel der Fläche Indiens einnahmen, verloren mit der Unabhängigkeit Indiens 1947 ihre Autonomie.

„Maharaja“ setzt sich zusammen aus maha = groß und raja = König. Die Größe der Herrschaftsgebiete war recht unterschiedlich - von Staaten in der Größe halb Europas bis zu Ländereien so klein wie ein Stadtpark. Von dieser Größe war oft die Anzahl der Frauen und Elefanten abhängig. Ihre politische Macht wurde von den Engländern meist per Vertrag gegen das Recht der Rohstoff-Ausbeutung ihres Territoriums geachtet.

Hauptbeschäftigung der Maharajas bis 1947 (als sie ihre Macht verloren) waren Sport, Jagen, Frauen, der Besitz von Perlen und Edelsteinen und das luxuriöse Leben in den Palästen mit den verrücktesten Festen. Höhepunkt dieser Feste war eine reich geschmückte Elefantenprozession, da die Macht eines Maharajas oft nach der Anzahl und Ausstattung seiner Elefanten beurteilt wurde. In späteren Zeiten nahmen Rolls Royces teilweise den Platz der Elefanten ein.

Andere Höhepunkte waren Elefantenkämpfe und Hundehochzeiten, bei denen die Lieblingshunde des Fürsten unter Anwesenheit von zehn- tausenden Gästen feierlich verheiratet wurden. Auch die Tigerjagd war ein gesellschaftlicher Höhepunkt. Teilweise entsprangen diese Ideen nicht nur den Köpfen der Maharajas, sondern wurden durch den Besuch europäischer Königshöfe angeregt.

Auch ihr Harem war den Maharajas ein liebes Spielzeug und sie probierten die unmöglichsten potenzstärkenden Mittelchen aus, nur um die Genüsse ihres Harems voll auskosten zu können.

Nicht alle Maharajas waren von diesem Kaliber. Ein Teil erkannte die Zeichen der Zeit, gab mit der Unabhängigkeit die Paläste und Teile des luxuriösen Lebens auf und widmete sich der Politik oder dem 'big business'. Viele erhielten sich somit Ansehen und Vermögen und verfügen teils heute noch über großen Einfluss...

Jahrhundertelang war der sommerliche Regen Wasserlieferant. Die Menschen sammelten das Wasser in großen künstlichen Seen, um auch in der trockenen Jahreszeit genug Wasser zu haben. Die Wüste Thar gilt aus diesem Grund als die bevölkerungsreichste Wüste der Welt. Jedes Jahr vor der Regenzeit wurden das Seebett und alle Zuflüsse gereinigt. Die Menschen hielten ihren See sauber. Er sollte das ganze Jahr Trinkwasser liefern. Sogar Waschen und Baden waren im See verboten. In der Regel überstand der See sogar die Trockenzeit.
Die traditionellen Regenwassersammelsysteme sind heute zusammen- gebrochen. Die Briten brachten einst das Wasserwirtschafts-Know-How nach Indien. In den letzten 50 Jahren sind hier hunderte riesiger Staudämme gebaut worden. Kanäle versorgen auch trockene Regionen Indiens mit Wasser. Das ganze Jahr über genug Wasser zu haben (v.a. für die Landwirtschaft), war das Ziel der staatlichen zentralen Wasserversorgung. Doch die Folgen waren schon nach wenigen Jahren sichtbar. Der Boden versalzte. Die Staudämme gruben den Flüssen das Wasser ab und es konnte sich kaum Grundwasser neu bilden. Trotz staatlich organisierter Bewässerung sind Dürren heute häufiger als vor 40 Jahren. Und den Dürreperioden folgen in der Regel Hungerkatastrophen, weil die Bauern ihre Felder nicht bewässern können...

Leider hatten einige von uns, sagen wir mal Magenprobleme. Es konnten dann nur Reis, Joghurt und Bananen gegessen werden. Es gibt hier zwar weit über 20 verschiedene Sorten Bananen und alle schmecken anders, aber das war trotzdem schade, weil das Essen ja so lecker ist...

Der Freund von Veronika (hier aus Coimbatore) hat uns gestern erzählt, dass es in Indien bisher keinerlei Versicherungen gibt. Einzig eine Kfz-Versicherung, die aber nur die Schäden am eigenen PKW/Bike ersetzt. D.h. wenn man andere verletzt oder gar tötet, haftet niemand dafür! Wenn ein Busfahrer jemanden anfährt (was häufig vorkommt), springt er sofort aus dem Bus und rennt weg! Die Masse, die sich schnell bildet, würde ihn sonst suchen und umbringen!!

Ansonsten alles schick. Wir haben eine neue Putzfrau und Köchin, also wieder bisschen Abwechslung in der Küche. Darf aber niemand wissen, ihr Mann verbietet es eigentlich zu arbeiten, außerdem gehört sie eigentlich einem höherem Stand an, der sowas wie die Arbeit einer Köchin nie machen würde. Swapna hat ihr aber gesagt wir brauchen jemanden, sonst kämen wir nicht zurecht und sie gebeten, uns doch bitte zu helfen :-)

Fotos 12: Rajasthan

lg N+L

PS. Wie haben euch eigentlich die tollen indischen Songs letztes Mal gefallen?